Lagerhalle Gradischegg
LAGERHALLE GRADISCHEGG
Die neu errichtete Lagerhalle der technischen Großhandelsfirma Gradischegg dient als Erweiterung der bereits vorhandenen Kapazitäten am Firmengelände in der Kaufmannstrasse 25 in Innsbruck.
Das Raumprogramm umfasst die Errichtung von Paletten- bzw. Regallagerflächen auf drei Ebenen, ein Büro für den Lagerhalter im Erdgeschoss, einen überdachten Verladerampenbereich, die vertikale Erschließung mittels Lastenaufzug bzw. einläufiger Treppe an der Westfassade, sowie den barrierefreien Anschluss an das Bestandsgebäude durch ein Schleusenbauwerk.
Das Gebäude ist in eine in das Gelände eingepasste Stahlbetonwanne gesetzt. In Abhängigkeit von Fassadenausrichtung und Funktion divergiert der zwischen Stahlbetonwanne und Baukörperfassade entstehende Raum zwischen einem und 2,30 m Breite. Dieser Raum wird ab Oberkante Mauerkante mit einer Stahlkonstruktion gefasst. Der zwischen Stahlkonstruktion und Lagerhalle vorhandene Zwischenraum ermöglicht die natürliche Belichtung des gesamten Palettenregallagers im Untergeschoss. Er beherbergt an der Westfront das Lagerhalterbüro, den Verladerampenbereich sowie die einläufige Treppe ins Untergeschoss. Durch das Auslagern dieser Sekundärfunktionen in den Zwischenraum können die Lagerhalterflächen uneingeschränkt mit Regalsystemen bespielt werden.
Die Fassade des Lagers besteht aus transluzenten, 40 mm starken Polycarbonatplatten, jeweils 50 cm breit und 12 m hoch. Sie sind an horizontal umlaufenden Stahlprofilen montiert. Die Fassaden der im Zwischenraum gelegenen Volumen (Treppe / Büro) sind mit unbehandeltem Lärchenholz verkleidet.
Die auf die Mauerkrone aufgesetzte verzinkte Stahlkonstruktion dient als Rankhilfe für umlaufend gepflanzte Wisteria-Rabatten. Im Sommer bietet der Bewuchs Beschattung und ermöglicht eine reduzierte mechanische Belüftung des Gebäudes, während die Pflanzen im Winter nach Verlust der Blätter eine passive Sonnenenergienutzung ermöglichen. Die Wisteria (Glyzinie) ist eine robuste, stark wachsende, verholzende Kletterpflanze. Der Aspekt der Verholzungen wird über die Jahre ein wichtiges Element im Erscheinungsbild des Gebäudes. Das Wechselspiel aus vertikalen Stahlstäben und sich in die Vertikale entwickelnden Wisteria-Stämmen lassen ein reizvolles Bild an der Fassade erwarten.
Da das neue Firmengebäude mitten in einem Wohngebiet liegt, ist ein wesentlicher Aspekt des Entwurfes, den Anrainern durch die bepflanzte Fassade einen Mehrwert zu bieten. Die Mischnutzung der Bauzone wird dabei nicht als Einschränkung, sondern als Auftrag gesehen. Dem für eine nachhaltige Entwicklung von Siedlungsräumen zukunftsträchtigen Modell von Mischzonen wird mit der Idee einer „Green Box“ begegnet.
Durch LowTech-Lösungen, kurze Bauzeiten und „grüne Fassade“ wird dem essentiellen Aspekt der schrittweisen Umstellung auf ökologisches Bauen Rechnung getragen. Wir erachten es als absolut notwendig für einen erfolgreichen ökologischen Paradigmenwechsel, diesen in der Architektur als Gestaltungsprinzip zu ästhetisieren bzw. als Lifestyle zu installieren.
Typologie Gewerbebau
Standort Kaufmannstraße 25, Innsbruck / Tirol
Fertigstellung August 2008
Projektpartner: Andreas Flora / ZSZ Ingenieure
Bilder: Günther R. Wett / Katharina Gürtler / Gilbert Sommer
Award Österreichischer Staatspreis Architektur 2010, Nominierung